Aktuell gibt es deutschlandweit mehr als 69.000 normale und über 13.000 Schnellladepunkte. Demgegenüber stehen mehr als 1 Million E-Fahrzeuge (Stand Januar 2023). Diese Zahlen zeigen, dass die Infrastruktur der Lademöglichkeiten ausbaufähig ist. Viele E-Fahrzeug-Besitzer greifen deshalb selbst zur Steckdose und installieren eine Wallbox.
Dieser Ratgeber gibt Klarheit, was sie kostet, wie sie installiert wird, wer das Vorhaben unterstützt und wo es klappt.
Muss die Wallbox wirklich sein?
Fast jede Garage oder jedes Carport hat eine konventionelle Haushaltssteckdose (zumindest in der Nähe). Praktisch, denn so lässt sich der E-Kombi doch problemlos aufladen. So einfach geht es leider nicht, denn die Haushaltssteckdosen sind für diese Ladelast gar nicht ausgelegt. Das Ergebnis: Das Aufladen würde unglaublich lange dauern und kann sogar zum echten Sicherheitsrisiko werden.
Überhitzen etwa Steckdose, Stecker und/oder Kabel, kann dadurch nicht nur die Sicherung herausfallen. Viel schlimmer noch, es könnte sogar zum Brand kommen. Deshalb sind haushaltsübliche Steckdosen keine geeignete Ladequelle für eines der zahlreichen E-Kombi-Modelle.
Um schnelles Laden (Modelle haben eine Leistung bis ca. 22 kW)und die Sicherheit zu gewährleisten, werden deshalb sogenannte Wall Connectoren, Wandladestation oder Wallboxen genutzt. Sie dienen als Schnittstelle zwischen dem Ladestecker für den E-Kombi und das häusliche Stromnetz. Installiert wird die Station entweder im Außen- oder Innenbereich.
Wie ist die Wallbox konzipiert?
Brauche ich für die Wandladestation viel Platz? Möchten Sie sich zu Wallboxen informieren und den benötigten Platzbedarf bestimmen, ist ein Blick auf die Herstellerangaben hilfreich. Jede Box hat eine unterschiedliche Größe, wenngleich das Funktionsprinzip ähnlich ist. Die meisten Modelle verfügen über ein oder zwei Ladepunkte für die Wechselspannung. Um den Status des Ladevorgangs beurteilen zu können, sind außerdem häufig LED-Anzeigen integriert.
Anders, als häufig vermutet, verfügt die Wandladestation nicht über einen direkten Netzanschluss. Sie hat aus Sicherheitsgründen einen eigenen Stromkreis im Haushalt. Geregelt wird der Ladevorgang durch ein konzipiertes Steuergerät, den sogenannten Electric Vehicle Charge Controller. Er ist für die Fahrzeugkommunikation verantwortlich und bestimmt die Ladeleistung.
Um eine Überhitzung oder sogar eine Brandentwicklung zu vermeiden, sind die Wallboxen mit zahlreichen Schutzmechanismen (u. a. FI-Schalter, Leitungsschutzschalter und Schlüsselschalter) ausgestattet.
Muss ich meine Wallbox genehmigen lassen?
Kann jeder seine Wallbox zu Hause allein installieren oder werden dafür spezielle Genehmigungen benötigt? Die Anmeldung beim lokalen Netzbetreiber ist bei allen Boxen verpflichtend. Allerdings muss die Genehmigung nur vorliegen, wenn die Ladeleistung von 22 kW überschritten wird.
Eine erhöhte Ladeleistung bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass die E-Kombis auch schneller laden. Verantwortlich für die Dauer der Ladezeiten sind mehrere Faktoren wie beispielsweise die Leistung der E-Auto-Batterie oder die Außentemperatur. Sie können die Ladezeit des E-Kombis mit etwas kalkulatorischen Geschick selbst bestimmen: Akkukapazität / Ladeleistung = die theoretische Ladedauer in Stunden. Hierbei werden jedoch weitere Faktoren wie das eingestellte Batteriemanagement oder die Außentemperatur nicht berücksichtigt.
Wie wird die Wallbox installiert?
Es gibt zwar Wallboxen, die mit einer detaillierten Montageanleitung selbst installiert werden können, doch Experten raten davon ab. Da für die Installation ein Eingriff in das Stromnetz notwendig ist, lauern hier für Ungeübte große Sicherheitsrisiken. Ein Fachmann weiß, wie er die Leitungen richtig überprüft und fehlende (ggf. den Starkstromanschluss) richtig verlegt. Außerdem werden die Leitungen mit den wichtigen Sicherungen versehen, sodass beim Laden auch der hauseigene Kreislauf vor eine Überlastung geschützt wird.
Die Installation einer Wandladestation im Eigenheim ist kein Problem. Wer jedoch eine Mietimmobilie bewohnt, muss sich die Erlaubnis des Eigentümers einholen. Gibt es für die Immobilie mehrere Eigentümer, müssen alle einstimmig zustimmen (Rechtsprechung bis auf weiteres, Stand Mai 2023).
Welche Wallbox brauche ich für meinen E-Kombi?
Noch verfügen die meisten E-Autos nicht über die Möglichkeit, 22 kW laden zu können, denn es fehlt ihnen das Onboard-Ladegräte. Die Ausnahme bildet aktuell der Audi e-tron, denn er hat eine maximale AC-Ladeleistung von 22 kW. Eine Wallbox mit mehr Power macht deshalb nur Sinn, wenn der langfristige Umstieg auf einen e-tron oder ein anderes Modell mit 22kW-Ladeleistung geplant ist.
Bis dahin ist die Wallbox mit 11 kW ausreichend. Durch ihre Flexibilität beim ein, zwei- und dreiphasig Laden kann sie sogar größere Batterien über Nacht aufladen. Steht keine Starkstromanbindung zur Verfügung, werden damit auch kleinere Batterien wie beispielsweise beim BMW i3 in ca. zehn Stunden geladen. Bleibt weniger Zeit zum „Auftanken“ kann in ca. 4 Stunden eine Reichweite von 100 Kilometer (als Grundlage 15 kWh/100 km) nachgeladen werden.
Was muss ich für eine Wallbox bezahlen?
Um den Ausbau des Ladenetzes in Deutschland zu beschleunigen, bot die Bundesregierung über die KfW einen Zuschuss für die Wallbox-Installation an. Doch diese Fördermöglichkeiten gibt es nicht länger (Stand: Mai 2023). Ob und in welcher Form der Zuschuss noch einmal zurückkehrt, ist offen. Somit müssen alle, die eine Wandladestation installieren möchten, alle Kosten selbst tragen. Die Preise variieren deutlich, abhängig vom Modell und den bereits vorhandenen Möglichkeiten. Günstige Modelle gibt es schon ab 350 Euro, preisintensive Modelle kosten ca. 2.500 Euro. Hinzu kommen noch mögliche Kosten für die fachgerechte Installation (ggf. auch Erweiterung des heimischen Stromkreises).
So teuer ist der Strom wirklich
Neben den Installationskosten für die Wallbox ist eine weitere Frage entscheidend: Was kostet mich die Ladung meines E-Autos wirklich? Viele Netzanbieter stellen mittlerweile sogar eigene Tarife für Wandladestationen zur Verfügung. Ist die Umstellung wirklich sinnvoll oder ist mein klassischer Tarif für die Stromversorgung besser?
Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Um einen gesonderten Tarif für die „Betankung“ des E-Autos nutzen zu können, muss ein zusätzlicher Stromzähler installiert werden. Diese Kosten werden auf die Kunden umgelegt und amortisieren sich in den meisten Fällen nur, wenn das E-Fahrzeug mehr als 10.000 Kilometer pro Jahr bewegt wird.
Lohnenswert ist die Umstellung vor allem deshalb, weil der Preis pro kWh durchschnittlich bis zu 30 Prozent niedriger als bei der haushaltsüblichen Abrechnung liegt. Dafür müssen Kunden ja jedoch überwiegend eine höhere Grundgebühr bezahlen. Das folgende Kostenbeispiel zeigt, ab wann sich die Umstellung auf einen speziellen Autostromtarif für Wandladestationen lohnt.
Als Grundlage dient ein Stromverbrauch von 3.000 kWh jährlich. Mit einem Autostromtarif würden die Kosten für den Zähler zusätzlich ca. 100 Euro/Jahr betragen. Dafür gibt es einen Strompreis von angenommenen 0,20 Euro/kWh. Das macht eine jährliche Kostenbelastung von 700 Euro.
Ohne den Autostromtarif sieht die Kalkulation anders aus: Der Preis liegt bei angenommenen 0,30 Euro, doch die erhöhten Kosten für den Zähler fallen weg. Trotzdem müssten E-Auto-Fahrer in diesem Fall ca. 900 Euro pro Jahr für ihren Strom zum „Betanken“ zahlen.
Spartipps, damit es noch günstiger geht
Der Umstieg auf den Autostromtarif ist eine Möglichkeit zur Kosteneinsparung. Doch es gibt noch weitere. Die Anmeldung von Nachtstrom kann enormes Sparpotenzial bieten, wenn das Fahrzeug erst ab ca. 22:00 Uhr bis 6:00 Uhr früh geladen wird. Auch hier ist die zusätzliche Installation eines weiteren Zählers von Vorteil, um das gesamte Sparpotenzial auszuschöpfen. Doch zunächst verursacht auch diese Installationsmehrkosten, die sich bei längerer Nutzung amortisieren.
Intelligente Stromzähler sind eine weitere Möglichkeit, das Kostensparpotenzial zu erhöhen. Bei der Installation der Wallbox werden diese Stromzähler zusätzlich installiert und ermöglichen dem Stromversorger ein besseres Lademanagement. Er kann nicht nur die Netzauslastung effizienter steuern, sondern auch die Stromversorgung für den Ladevorgang. Durch diese Optimierungsmöglichkeiten könnten die Stromkosten sinken.
Eine weitere günstige und nachhaltige Option ist die eigene Stromgewinnung. Mit einer Photovoltaikanlage kann das E-Auto ohne zusätzliche Kosten geladen und mit dem generierten Strom sogar noch Geld verdient werden. Für die Installation der Solaranlagen gibt es sogar noch staatliche Unterstützung, sodass sich der Anschaffungspreis deutlich reduziert. Die Förderung kann beispielsweise zwischen 150 Euro/ kWp und 1.500 Euro/ kWp betragen. Wer sich für ein Photovoltaikanlage mit Speicher entscheidet, hat das größte Förderpotential und kann den Speicher gleichzeitig für eine noch eine leichtere Ladung seines E-Autos nutzen.
(K)eine Stecker-Frage: Wo lade ich womit?
Wer ein E-Auto kauft, bekommt einen Ladestecker durch die Hersteller mitgeliefert. Doch es gibt deutliche Unterschiede, wie der Blick auf die Formen und das Design zeigen. Bekannte Marken wie BMW, Audi, Volkswagen, Opel, Porsche, Peugeot oder Jaguar setzen auf den sogenannten Typ 2-Stecker. Er kann an privaten Ladepunkten eine Leistung bis 22kW erreichen und an öffentlichen Ladesäulen sogar bis 43 kW.
Japanische Autohersteller setzen hingegen auf CHAdeMO-Stecker. Sie erlauben eine schnelle Ladung bis 100 kW. Zwar haben die meisten Ladesäulen nur eine 50 kW Leistung, aber auch hier lässt sich das Fahrzeug problemlos laden. Dabei ist der CHAdeMO-Stecker vor allem bei Kia, Mazda, Honda, Nissan, Mitsubishi und Toyota.
Wer einen Tesla fährt, hat seinen ganz eigenen Stecker: den Supercharger. Dabei handelt es sich um eine angepasste Version vom Menneke Stecker Typ 2. Damit können die Ladungen noch schneller bei max. 120 kW (Gleichstrom) stattfinden. Ein Model S lässt sich damit in 30 Minuten bis zu 80 Prozent. aufladen. Den Tesla-Wall Connector für ein schnelles Laden zuhause gibt es ebenfalls (lässt sich online bestellen). Mit seinem System „Destination Charging“ will der innovative US-Autobauer sogar noch einen Schritt weitergehen. Künftig wäre es möglich, die private Ladestation auch für andere zugänglich zu machen.